Normung und Zertifizierung nach DIN und ISO

Normung und Zertifizierung nach DIN und ISO
Normung und Zertifizierung nach DIN und ISO
 
Normen (oder Standards) sind Festlegungen bestimmter Kriterien in Technik, Wissenschaft, Verwaltung, Öffentlichkeit und in vielen anderen Bereichen. Sie garantieren unter anderem die Kompatibilität von Produkten verschiedener Hersteller oder verschiedener Herkunft und sind somit ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Zu den bekanntesten Normen gehören Papierformate, metrische Einheiten, Steckdosenformate, Containergrößen und Schraubengewinde. Daneben gibt es auch Qualitätsnormen, beispielsweise im Gesundheitswesen, im technischen Sicherheitswesen und im Umweltschutz. Normen liegen im Interesse der Hersteller, der Verbraucher und des Handels. Während derzeit in den meisten Industrieländern gut eingeführte Normen bestehen, ist die internationale Angleichung noch lange nicht abgeschlossen. Normen sind im Gegensatz zu Gesetzen keine verbindlichen Regelungen, ihre Einhaltung ist prinzipiell freiwillig. In Ausnahmefällen können Normen jedoch von Regierungen zur Grundlage für Gesetze und Verordnungen genommen werden. Der bezifferbare Nutzen der Normierung für die deutsche Wirtschaft wird auf 30 Milliarden DM jährlich geschätzt. Ihre Bedeutung für wirtschaftlichen Erfolg ist vergleichbar mit der von Patenten und stellt nach Meinung von Experten nach dem Kapital den zweitwichtigsten Faktor dar.
 
 Die Institutionen
 
In Deutschland ist das 1917 gegründete Deutsche Institut für Normung e. V. (DIN) mit Sitz in Berlin für Normung zuständig. Fast 30 000 Mitarbeiter in über 4 600 Arbeitsausschüssen und 90 Normungsausschüssen gehören zum DIN; zurzeit bestehen zirka 24 000 DIN-Normen. Auf europäischer Ebene sind CEN, CENELEC und ETSI als Vereinigungen der nationalen Normungsorganisationen für die Normierung zuständig. Sämtliche europäischen Länder gehören diesen Organisationen entweder an oder arbeiten eng mit ihnen zusammen. Auf weltweiter Ebene wird die Normierung von der International Organization for Standardization (ISO) betrieben. Die allgemeine internationale Normung begann 1926 mit der International Federation of the National Standardizing Associations (ISA), aus der 1947 die ISO hervorging; auf elektrotechnischem Gebiet bestand jedoch schon seit 1908 die Internationale Elektrotechnische Kommission (IEC). An die 500 Organisationen aus über 130 Ländern sind an die ISO angeschlossen, zu der knapp 3 000 Ausschüsse mit 30 000 Mitarbeitern gehören. Die Koordination findet in der Genfer Zentrale statt, wo jeden Tag im Durchschnitt ein Dutzend ISO-Besprechungen stattfinden.
 
 Entstehung einer Norm
 
In Deutschland kann jeder beim DIN eine Norm beantragen. Der Normungsvorschlag wird vom zuständigen Normungsausschuss in Zusammenarbeit mit dem Antragsteller bearbeitet und, falls er nicht abgelehnt wird, als Normentwurf der Öffentlichkeit vorgelegt. Stellungnahmen und Einsprüche werden dann in einem Arbeitsausschuss aufgenommen und fließen in die endgültige Gestaltung der Norm ein. Dabei gilt das Konsensprinzip, das heißt, zu Mehrheitsentscheidungen kommt es nur in Ausnahmefällen, in denen keine Einigung erzielt werden konnte. Die beschlossene Norm wird dann, unter anderem im Internet, veröffentlicht. Jede Norm muss alle fünf Jahre überprüft werden, wobei sie aktualisiert, ergänzt oder aufgehoben werden kann. Auf europäischer Ebene funktioniert das Verfahren ähnlich, jedoch gehört hier die Abstimmung zum Standardverfahren. Auf der internationalen Ebene (ISO/IEC) dagegen wird wiederum der Konsens angestrebt. Hier sind es meistens die aus den verschiedenen Ländern stammenden Normungsorganisationen, die Normungsanträge stellen.
 
 Normenbezeichnungen
 
Dadurch, dass die Normung auf drei Ebenen stattfindet — auf der deutschen, der europäischen und der internationalen —, gibt es in Deutschland verschiedene Möglichkeiten der Nummerierung einer Norm: Deutsche Normen werden mit der Abkürzung »DIN« und einer nachgestellten Zahl bezeichnet, europäische Normen mit der Abkürzung »EN« und einer nachgestellten Zahl und internationale Normen mit der Abkürzung »ISO« und einer nachgestellten Zahl. Europäische Normen, die von den Mitgliedsorganisationen der CEN übernommen werden, tragen in Deutschland die Abkürzung »DIN EN« mit nachgestellter Zahl. »DIN EN ISO« bedeutet, dass aufgrund einer internationalen Norm eine europäische Norm erarbeitet und vom DIN übernommen wurde. Darüber hinaus kann auch der Fall eintreten, dass eine internationale Norm unmittelbar für Deutschland übernommen wird. Sie wird dann einfach mit »DIN ISO« und nachgestellter Zahl benannt. Im Telekommunikationsbereich kann »EN« durch »ETS« und im Elektrobereich »ISO« durch »IEC« ersetzt werden, je nachdem welche Organisation für die Norm zuständig ist.
 
 Beispiele für ISO-Normen
 
Neben »einfachen«, aber wichtigen Normierungen wie Papierformaten, Containergrößen, Filmgeschwindigkeiten, Gewindetypen, Kartenformaten (Telefon-, Kredit- und andere Karten), Maßeinheiten oder Nationalitätenkennzeichen spielen komplexe Normierungen von Abläufen abseits des technischen Bereiches eine immer wichtigere Rolle. Ein markantes Beispiel dafür ist ISO 9000 für Qualitätsmanagement, die auch für die Bewertung und Normierung von Dienstleistern, Händlern und anderen Unternehmen einsetzbar ist. Von überragender Bedeutung wird in der Zukunft die Festlegung von Standards im Bereich Computer und Software sein.
 
Zertifiziert und was dann? Unternehmensqualität ganzheitlich steigern, herausgegeben von
 
 
Deutsche Norm, herausgegeben vom Deutschen Institut für Normung. Auf zahlreiche Bände berechnet. Berlin 1973 ff.
 
Qualitätssicherung und Zertifizierung im europäischen Binnenmarkt. Gesammelte Aufsätze, EG-Richtlinien, Informationen, CE-Kennzeichnung, herausgegeben von Klaus Petrick und vom DIN. Berlin 1993.
 Bernd Grützner: Normung, Zertifizierung und Akkreditierung im EU-Binnenmarkt. Berlin 1994.
 
Grundlagen der Normungsarbeit des DIN, herausgegeben vom Deutschen Institut für Normung. Berlin 61995.
 Elmar Pfitzinger: DIN EN ISO 9000 für Dienstleistungsunternehmen. Berlin 1995.
 
Qualitätsmanagement und Zertifizierung. Von DIN ISO 9000 zum Total Quality Management, herausgegeben von Bernd Stauss. Wiesbaden 1994. Nachdruck Wiesbaden 1995.
 Peter Jacksonund David Ashton: ISO 9000 - der Weg zur Zertifizierung. Aus dem Englischen. Landsberg am Lech 1996.
 Ekbert Hering u. a.: Zertifizierung nach DIN EN ISO 9000. Prozeßoptimierung und Steigerung der Wertschöpfung. Berlin 21997.
 Hans P. Hahn: Betriebliche Schulung leichtgemacht. Mit QM-Elementen nach ISO 9000. 1998.
 
DMünchen IN-Katalog für technische Regeln. Deutsche Normen und technische Regeln, herausgegeben vom Deutschen Informationszentrum für Technische Regeln im DIN. Ausgabe 1999. 3 Bände in 6 Teilen. Berlin 1999.

Universal-Lexikon. 2012.

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